Das für unsere Region ungewöhnliche Backsteingebäude (Feldbrand!) wurde 1910-11 als Gasthof zum Bahnhof mit Hotelpension gebaut. Es steht direkt gegenüber dem alten Bahnhof Flammersfeld und hat natürlich auch mit der Geschichte der Bahn zu tun. Durch den Ausbau der Eisenbahnen Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts wurden auch die ländlichen Regionen in Deutschland „an die Welt“ angeschlossen. So auch Seelbach. Mit den neuen Bahnstrecken zum Rhein und Ruhr konnten sich Industrie (Bergbau) und Tourismus entwickeln. Von den Sommerfrischlern aus den Ballungsräumen, die die gute westerwälder Luft suchten, lebte auch die Erbauerfamilie Ramseger mit Aufs und Abs bis in die 1970er Jahre.
Zusätzlich zu dem Hotelbetrieb mit Gästen aus Nah und Fern war das Haus natürlich auch Dorfgaststätte des kleinen Ortes Seelbach. Im Gastraum und anschließendem kleinen Festsaal wurde alles gefeiert und begangen, was im Dorf wichtig war: Hochzeiten, Taufen, Jubiläen, Trauerfeiern; hier probte der Chor, traf sich der Schützenverein, wurde Karten gespielt, und die Jäger hatten ihren Stammtisch.
Dann kam das Jahr 1981. Die Fremdenverkehrsregion Westerwald hatte sich zu Gunsten von Mallorca und Co. aus dem Geschäft verabschiedet. Die letzten Wirtinnen (Nachkommen der Erbauerfamilie) waren alt geworden. Die schöne alte Gaststätte hatte ihren Dienst getan und sollte verkauft werden.
Käufer wurden dann wir: Eine Wohngemeinschaft aus Köln, die es mit der wahnsinnigen (??), aber damals in WG-Kreisen durchaus üblichen Idee „zusammen wohnen und arbeiten“ aufs Land zog.
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